Indien: Pandemie entwickelt sich dramatisch

Erneut harter Lockdown: Leben steht still

„Es ist so schrecklich hier! Jeden Tag stirbt jemand, den wir kennen!” Die Menschen in Ranchi sind verzweifelt: Die Zahl der Corona-Infizierten in Indien ist in den letzten Tagen förmlich explodiert. Betroffen ist auch der Bundesstaat Jharkhand, in dem die Gossner Kirche zu Hause ist. Nachdem in der vergangenen Woche eine nächtliche Ausgangssperre verkündet worden war, ist am heutigen Donnerstag ein kompletter Lockdown verkündet worden. Wie bereits vor einem Jahr zu Beginn der Pandemie steht die Stadt praktisch still. „So viele Menschen leiden; so viele Menschen sterben!”, berichtet ein Pfarrer aus der Gossner Kirche. Ursache für den dramatischen Anstieg der Zahlen ist vor allem die in Indien grassierende Virus-„Doppelmutante” B.1.617.


Seit einer Woche liegen die täglichen Neuinfektionen in Indien bei mehr als 200.000, allein am heutigen Donnerstag meldete die indische Regierung mehr als 312.000 neue Fälle. Beobachter berichten, dass in den Krankenhäusern Betten, Medikamente und Sauerstoff knapp werden. In den indischen Medien wurde bereits von einer Sauerstoffkrise gesprochen. Die Ressourcen seien in vielen Regionen praktisch erschöpft - allen voran in der 20-Millionen-Einwohnerstadt Delhi.

Vor wenigen Wochen noch hatten viele Menschen in Indien geglaubt, die Pandemie halbwegs überstanden zu haben. Während des Land vor einem Jahr komplett im Lockdown erstarrt war, sah man seit Monaten auf den Straßen und Plätzen wieder den gewohnten Trubel; religiöse und andere Feste zogen Menschenmassen an. Hunderttausende Hindus pilgerten Mitte April zum Ganges, um ein rituelles Bad im heiligen Wasser des Ganges zu nehmen. Auch politische Massenveranstaltungen waren erlaubt - ohne Maske, ohne Abstand.

Hinzu kommt nun die sich rasant vermehrende Virus-„Doppelmutante” B.1.617, deren Ausbreitung auch Experten in Europa mit großer Sorge beobachten. Die indische Gossner Kirche bittet die Freunde in Deutschland darum, die Geschwister in Indien ins Gebet aufzunehmen.
(Berlin, 22.04.2021)