Indien: Menschen verzweifelt und in Panik

Fremdenfeindlichkeit im Land wächst

Indien i
st anders geworden in den Zeiten der Corona-Krise. Normalerweise spielt sich das Leben auf den Straßen ab. Doch der „Lockdown” hat eine komplette Ausgangssperre gebracht. Alles ist geschlossen, selbst die Grenzen zwischen den einzelnen Bundesstaaten. Millionen Menschen stehen vor dem Nichts, Hunderttausende Familien sind im Nirgendwo gestrandet. All das hat zu einer zunehmenden Fremdenfeindlichkeit geführt. Aber auch zu einer zunehmenden Hilfsbereitschaft. Alexander Nitschke, unser Mitarbeiter in Ranchi, hat für Stimmen und Stimmungen eingefangen und im Film festgehalten. 

„Corona” ist zu einem Schimpfwort geworden. Vielen Menschen, die anders aussehen, europäisch oder ostasiatisch, ruft man dieses Wort hinterher. „Die Fremdenfeindlichkeit im Land wächst”, sagt Mukut Bodra (Foto) von der indischen Gossner Kirche im Interview. „Das macht mich traurig und betroffen.” Der 32-Jährige, der 2014 als erster Süd-Nord-Freiwilliger seiner Kirche für ein Jahr nach Deutschland kam, beobachtet heute die Veränderungen im Land: Leere Straßen, verzweifelte Tagelöhner, übermüdete Wanderarbeiter. Und Stadtteile, die sich abriegeln und verbarrikadieren. „Panik überall”, sagt Bodra.

 Im Video: Eindrücke aus Indien >> 

Zudem sprach Alexander Nitschke mit Pfarrerin Idan Topno (foto), die sich ebenfalls um die unzähligen Wanderarbeiter sorgt, die auf der Rückkehr nach Hause gestrandet sind. „Es waren so viele Familien mit kleinen Kindern dabei, die sich mit ihren Bündeln auf den Weg gemacht hatten. Viele sind dabei gestorben.” Idan Topno weiter: „Sie wollten einfach nur zurück nach Hause. Oftmals aber gibt es gar kein Zuhause mehr.”


Im Video: Idan Topno (mit deutschen Untertiteln) >>

Indes wächst auch in Indien die Hilfsbereitschaft. Die Gossner Kirche hat beschlossen, den Bedürftigen zu helfen, ebenso wie etwa auch der YMCA vor Ort.  „Wir sind alle tief betroffen und berührt von der Not all dieser Familien! Gerade jetzt müssen wir auf einander achten.” 

Im Video: Die Hilfsbereitschaft wächst (mit deutscher Übersetzung) >>

(Berlin, 9.04.2020)